Zwischen »Trickboxx« und Drehleiter
Bericht des Main-Echo vom 28.8.2012 Sie haben die Säle von Schloss Einstein erkundet, mit dem Kikaninchen vor der Kamera gestanden und in der Trickboxx gefilmt: Einen ganzen Tag lang konnte die Kahler Mini-Feuerwehr am Tag vor Mariä Himmelfahrt hinter den Kulissen des Kinderkanals, kurz Kika, schnuppern. Der Tagesausflug nach Erfurt war für viele der 25 jungen Teilnehmer einer der Höhepunkte ihrer Sommerferien. Nur nach Grisu hielten Lucas, Ann-Katrin und Co. vergebens Ausschau. Der Zeichentrick-Drache wäre wohl ihr heimlicher Held gewesen: »Ich will Feuerwehrmann werden«, das ist nicht nur das Motto des aus der Art geschlagenen Drachen, sondern auch das Ziel der Acht- bis Zwölfjährigen, die in Kahl in die Fußstapfen der Erwachsenen treten wollen. Kleine Geschichten selbst gedreht Beim Kika bekam der Feuerwehrnachwuchs nicht nur eine Führung durch den Sender, sondern konnte auch selbst aktiv werden. In der »Trickboxx« drehten sie selbst kleine Filme: Das ist eine Holzkiste, an der eine digitale Kamera und Lampen angebracht sind und in der man Zeichentrickfilme selbst produzieren kann. Die Kahler probierten sich zum Beispiel an Geschichten, die in der ägyptischen Wüste oder unter Wasser spielen. Wasser war auch das Thema einer Gruppenstunde nur zwei Tage später. Am Donnerstag fuhr die Mini-Feuerwehr zusammen mit der Jugendfeuerwehr, den Zwölf- bis Achtzehnjährigen, an den Griessee. Dort lernten sie am praktischen Beispiel, wie man mit Hilfe eines Schlauchbootes und einer speziellen Plastikplane eine Ölsperre auf dem See errichtet. Nach dem Unterricht ging es für die Schwimmer unter den Jugendlichen ins kühle Nass – bei knapp 30 Grad eine willkommene Abwechslung. (Fast) alles wie bei den Großen Die Jugendabteilung der Kahler Freiwilligen Feuerwehr gibt es schon seit 1969. Derzeit bereiten sich rund zehn Jugendliche mit ihren Leitern Sebastian Klein und Alexander Lotz auf den Dienst bei den Aktiven vor und lernen (fast) alles, was die »Großen« auch beschäftigt: Fahrzeuge erkunden, Rettungsgeräte wie die Drehleiter ausprobieren, Erste Hilfe und Löscheinsätze trainieren. Zum Einsatz mit den Erwachsenen dürfen Mitglieder der Jugendfeuerwehr ab sechzehn Jahren – nicht unbedingt zu großen Unfällen auf der Autobahn, aber zu weniger dramatischen Fällen. Einmal im Monat steht kein Unterricht, sondern Freizeit auf dem Programm – dann geht es zum Beispiel ins Kino oder auf den Minigolfplatz. Weil die Feuerwehren erkannt haben, dass ihre Zukunft in einer guten Nachwuchsarbeit liegt, gibt es in vielen Orten inzwischen auch Kinderfeuerwehren. In Kahl ist das seit September 2010 die »Mini-FF« unter Leitung von Evi Ritter. 18 Jungen und Mädchen schnuppern im Moment ins echte Feuerwehrleben hinein. Für die Jüngsten ist es freilich noch zu früh, im Detail eine Atemschutzausrüstung zu besprechen. Mindestens so interessant wie für Erwachsene ist es aber, die Fahrzeuge zu inspizieren, den Rettungshubschrauber in Frankfurt zu besuchen oder – wie am letzten Donnerstag – mit dem Schlauchboot auf dem Griessee zu paddeln. Hier lernen sie auch, mit den Gefahren des Alltags umzugehen: Wie verhalte ich mich bei Unwettern, wie funktioniert Strom, wie brennen bestimmte Flüssigkeiten? Die Mini-FFler sind dabei nicht nur in und ums Feuerwehrhaus zugange. Sie nehmen am Faschingsumzug des Kindergarten Sonnenschein teil, begleiten die Martinsumzüge oder beseitigen bei der Aktion Sauberer Landkreis den Müll verantwortungsloser Zeitgenossen oder dekorieren im Advent 24 Fenster des Gerätehauses als Kalender. Wer weiß: Vielleicht entdeckt man dort auch einmal ein Bild von Grisu, dem kleinen Drachen. Wer sich noch an die Serie erinnert: Der kleine Feuerspeier muss sich in jeder Episode in einem neuen Job verdingen, weil bei seinem Wunscharbeitgeber, der Feuerwehr, keine Plätze frei sind. Davor muss in Kahl keiner Angst haben. Hier gilt vielmehr das Motto der aktuellen Feuerwehrkampagne: »Keine Ausreden – mitmachen!«