Luxusdebatte um Feuerwehr
Gemeinderat Kahl: Kauf eines neuen Einsatzfahrzeugs gegen vier Stimmen gebilligt KAHL. Knapp 80 000 Euro lässt sich die Gemeinde Kahl ein neues Mehrzweckfahrzeug für ihre Freiwillige Feuerwehr kosten. Der Sprinter ersetzt einen 23 Jahre alten Ford Transit. Der Gemeinderat genehmigte die Anschaffung bei vier Gegenstimmen. Der Abstimmung ging am Dienstag eine ausführliche und kontroverse Diskussion voraus: Leistet sich Kahl, so wie das die beiden Vertreter der Freien Wähler (FWG) und auch andere Räte sehen, eine zu aufwendige Brandschutztruppe? Drei Jahre diskutiert Für Bürgermeister Jürgen Seitz (SPD) ist der Vorgang frustrierend: Drei Jahre diskutiere man nun schon über die Ersatzbeschaffung, erklärte der Rathauschef auf Anfrage. Dann stelle der Gemeinderat Geld im Haushalt bereit und beauftrage die Feuerwehr mit der Erstellung der Ausschreibung – um das Ergebnis anschließend neuerlich zu zerpflücken. Vor dem Ratsplenum räumte Seitz am Dienstagabend ein, dass nur ein Angebot eingegangen sei – dies trotz mehrfachen, gezielten Nachhakens bei anderen Anbietern. Die vorliegende Offerte entspreche indessen genau den Anforderungen der örtlichen Wehr. Der beantragte Zuschuss der Regierung von Unterfranken in Höhe von 12 000 Euro sei jedenfalls gesichert. Karl Klaus Becker (CSU) gaben die Umstände Anlass zum Argwohn: Offenbar sei das Profil so zugeschnitten gewesen, dass am Ende nur »der Stern« dazu habe passen können. Da bleibe ein »schaler Nachgeschmack«, zumal der Haushaltsansatz auffallend genau zum tatsächlichen Preis des neuen Fahrzeugs passe. »Es geht auch bescheidener «, so Becker, aber die Feuerwehr sei eine »heilige Kuh«. Von »Luxusfeuerwehr« sprach Klaus-Dieter Heinrich (FWG). Andere Organisationen wie das Rote Kreuz beschafften sich ihre Fahrzeuge, wie jüngst geschehen, auf eigene Kosten. Sein Fraktionskollege Alfred Wilz erinnerte an die angespannte Haushaltslage. Den Kritikern schloss sich auch Stefan Platt (SPD) an: Als Kommandantenfahrzeug – und dafür sei der Wagen wohl in erster Linie vorgesehen – reiche auch ein Kombi aus. Spezielles Automatikgetriebe In Schutz genommen sah sich die Feuerwehr unter anderem von Sylvia Hein (Grüne): Bisher hätten deren Führung und die Verwaltung stets Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Steuergeldern bewiesen. Bernhard Gathof (CSU) widersprach der Darstellung, der Sprinter sei unnötig teuer: Das Fahrzeug selbst koste nur 37000 Euro, den Rest beanspruchten der feuerwehrgerechte Ausbau und die Ausrüstung. Das Fahrzeug biete als einziges seiner Klasse ein spezielles, für die Feuerwehr wichtiges Automatikgetriebe. Auch seien Service und Ersatzteilhaltung beim Sprinter vorteilhafter als bei weniger verbreiteten Typen, der Wagen bleibe 20 bis 30 Jahre werthaltig. Nicht die Feuerwehr, sondern der Gemeinderat habe das Geld für das Fahrzeug Ende vergangenen Jahres in den Haushalt gestellt, betonte Bürgermeister Seitz. Für die Anschaffung des Sprinters gemäß dem vorliegenden Angebot votierte schließlich eine klare Mehrheit. Dagegen stimmten die zwei FWG-Vertreter sowie die CSU-Räte Karl Klaus Becker und Andreas Heeg. kko Quelle: Main-Echo vom 30.6.2011